Stadtgeschichte Plauen
Der 1122 in der Weiheurkunde der St. Johanniskirche ersterwähnte Ort „Plawe“ war das Zentrum des Gaues Dobna, des slawischen Altsiedellandes an der mittleren Elster. Das Vogtland verdankt seinen Namen den Vögten, die im Zuge staufischer Reichsgutpolitik um 1200 im hiesigen Raum zwischen den Reichsländern des Pleißen- und des Egerlandes eingesetzt wurden. Als Reichsministeriale betrieben sie den Landesausbau und förderten die Urbanisierung, was maßgeblich dazu beitrug, dass die Vögte eine eigene Landesherrschaft etablieren und ausbauen konnten.
Plauen erhält Stadtrecht
Die Vögte errichteten im 13. Jahrhundert in Plauen eine Burg. Zu welchem Zeitpunkt der Ort Stadtrecht erlangte, ist durch schriftliche Quellen nicht überliefert. Vermutlich besaß Plauen bereits 1224 Stadtrecht. Im Jahre 1244 erfolgte eine erste Stadterweiterung durch Angliederung der Neustadt. Der seit 1214 wahrscheinlich hier ansässige Deutsche Orden erhielt 1224 das Patronat über die Johanniskirche und errichtete eine Komturei. Die Stadt erwarb im 14. und 15. Jahrhundert wichtige Privilegien wie Münzrecht, freies Erbrecht und eigene Gerichtsbarkeit. Plauens geographische Lage inmitten eines Durchgangslandes, in dem sich wichtige Handelswege kreuzten, förderte das Aufblühen von Handwerk und Gewerbe. In Kriegszeiten jedoch wurden sie zu Heerstraßen, auf denen plündernde und brandschatzende Truppen die Stadt immer wieder heimsuchten.
Nachdem die deutsche Soldateska viermal in Böhmen eingefallen war, zerstörten die Hussiten auf ihrem Vergeltungszug 1430 Stadt und Schloss. Die reformatorischen Ideen Luthers fassten in Plauen bereits 1521 Fuß. Vier Jahre später stürmten Bürger das Dominikanerkloster und vertrieben die Mönche aus der Stadt. Im mittelalterlichen Plauen war die Tuchmacherei führendes Handwerk. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts fertigten Plauener Weber feine Baumwollgewebe, die sogenannten Schlöre. Mit Aufblühen dieses Gewerbezweiges ließen Plauener Schleierherren, die zu reichen ortsansässigen Händlern wurden, im Verlagssystem arbeiten.
Erste Manufaktur wird 1701 errichtet
1602 erhob der sächsische Kurfürst Plauen zur Hauptstadt des „Voigtländischen Kreißes“. Während des Dreißigjährigen Krieges plünderten durchziehende kaiserliche und schwedische Truppen die Stadt, legten Kontributionen auf und schleppten die Pest ein. Die erste zentralisierte Manufaktur Plauens wurde 1701 errichtet. Nach dem Siebenjährigen Krieg begann für die Plauener Baumwollwarenhändler die „goldene Zeit“. Ihre Handelsbeziehungen reichten durch ganz Europa bis in den Vorderen Orient. Nach 1785 jedoch wurden die Auswirkungen englischer Maschinenkonkurrenz spürbar. Die Kontinentalsperre eröffnete kurzzeitig verbesserte Absatzmöglichkeiten.
Erste Stickmaschine produziert 1858
Im Frühjahr 1812 weilten ein Viertel des napoleonischen Heeres und der Kaiser selbst auf dem Zug nach Russland in der Stadt. Nach der Niederlage Frankreichs unterlag die Plauener Baumwollweberei endgültig der englischen Konkurrenz. Von der sprichwörtlichen Weberarmut blieb in den folgenden Jahrzehnten auch das Vogtland nicht verschont. Die Einführung der Handplattstichstickerei nach 1810 bot neuen Broterwerb und war zugleich ein Ausgangspunkt für die Entwicklung der späteren Spitzenproduktion. Die erste Stickmaschine konnte 1858 aufgestellt werden Die Entwicklung und maschinelle Herstellung von Tüll- und Ätzspitze Anfang der 1880er Jahre bewirkten einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung für die Stadt, „Plauener Spitze“ erwarb Weltruf.
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Plauen hat mehr als 128.000 Einwohner
Anfang des neuen Jahrhunderts wurde Plauen Großstadt, führte ab 1907 den kreisfreien Status und erreichte 1912 seine höchste Einwohnerzahl mit über 128.000. Der Modewechsel um 1911 und der I. Weltkrieg, er forderte das Leben von 3000 Plauenern, leiteten eine langanhaltende Krise der heimischen Textilindustrie ein, von der sie sich nie vollständig erholte. Die Weltwirtschaftskrise wirkte sich besonders hart aus – gemessen an der Einwohnerzahl war Plauen die deutsche Stadt mit der höchsten Arbeitslosenquote. Die sozialen Probleme trugen wesentlich zur raschen und umfassenden Etablierung des Nationalsozialismus in Plauen bei.
Die Spitzenstadt Plauen im Wandel der Zeit:
14 Bombenangriffe auf Plauen geflogen
Während der Jahre des Hitler-Regimes wurden Hunderte Plauener Juden deportiert und ermordet. Im II. Weltkrieg fielen 6500 Plauener. Bei 14 angloamerikanischen Bombenangriffen von September 1944 bis April 1945 starben über 2300 Menschen, die Stadt wurde zu 75 Prozent zerstört. Der amerikanischen Besetzung vom 16. April bis 30. Juni 1945 folgte ab 1. Juli die sowjetische. Mit vereinten Kräften beseitigten die Plauener Bürger nach dem Kriegsende die Trümmerberge und halfen ihre Stadt wiederaufzubauen.
Erste Großdemonstration
Aus der sowjetischen Besatzungsmacht entstand 1949 die DDR. Vierzig Jahre später wurde das abgewirtschaftete System dieses zentralistisch geführten Staates durch den Reformwillen seiner Bürger gewaltlos überwunden. Dabei war Plauen einer der maßgeblichen Ausgangspunkte der Friedlichen Revolution im Herbst 1989. Hier fand am 7. Oktober 1989 die erste Großdemonstration statt, die friedlich beendet wurde und bei der die Staatsmacht zum Einlenken gezwungen wurde – einen Tag vor ähnlichen Ereignissen in Dresden und zwei Tage vor der berühmten Montagsdemonstration in Leipzig. Es folgten weitere 22 Samstagsdemonstrationen, bei denen im Gegensatz zu anderen Städten sehr früh der Gedanke der Wiedervereinigung geäußert wurde.
Den Mut der Bevölkerung im Jahr 1989 würdigt ein Wende-Denkmal zur Friedlichen Revolution, dass Dank des Engagements und der Spenden von Bürgern am 7. Oktober 2010 am Plauener Tunnel eingeweiht wurde. Ins Leben gerufen wurde diese große Spendenaktion von den Plauener Service-Clubs Kiwanis, Lions, Rotary und Soroptimist. Heute hat Plauen knapp 66.000 Einwohner und ist seit 1. August 2008 Große Kreisstadt im Vogtlandkreis.
Quelle: "1000 Tipps für Bürger und Gäste unserer Stadt" (Ausgabe 2011)
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