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Erich Ohser (e.o.plauen)

Vater und Sohn: Die Kehrseite des Ruhms (Ullstein-Band 3, 1938) © Südverlag GmbH, Konstanz, 2000

Vater und Sohn: Die Kehrseite des Ruhms (Ullstein-Band 3, 1938) © Südverlag GmbH, Konstanz, 2000

 

Die Vater-und-Sohn-Bildgeschichten von e.o.plauen, alias Erich Ohser, sind die erfolgreichste Comic-Serie der dreißiger Jahre. Noch heute kennt jeder die pfiffigen und lustigen Cartoons, die beispiellos die Beziehung zwischen Vater und Sohn aufzeigen. Dem Zeichner gelang dieser große Erfolg, weil er selbst auch immer versuchte, ein Kind zu bleiben.

Die schwarz-weiß Cartoons des gebürtigen Untergettengrüners, der mit vier Jahren nach Plauen zog und am 18. März 1903 im Vogtland geboren wurde, brauchen keine Worte, um Emotionen beim Betrachter zu wecken. Die klaren und perfekt gesetzten Pinselstriche und Einzelheiten geben den Geschichten ihre lebendige Note.

 

Ein freudiger Familienmensch

Erinnerungen aus Ohsers Kindheit und die Liebe und Freude zu seinem Sohn Christian will er mit den Bildgeschichten zum Ausdruck bringen, erzählt Kunsthistorikerin Dr. Elke Schulze vom Erich Ohser Haus in der Plauener Altstadt. „Er soll einen sehr liebevollen Vater gehabt haben.“ Die Vorsitzende der e.o.plauen-Stiftung ist für den Nachlass von Erich Ohser verantwortlich. Die Sammlung umfasst derzeit etwa 1400 Zeichnungen, Grafiken, Illustrationen und sogar private Unterlagen wie Führerschein, Pass und Möbel.

Erich Ohser war ein feierfreudiger Familienmensch. Wie beging er wohl beispielsweise das Weihnachtsfest? Würde er noch leben, könnten wir es sicher in einem der zahlreichen Boulevardblätter lesen. Doch früher war das Privatleben der Prominenten doch noch etwas privater als heute. Die vielen Briefe zwischen Ohser und Christian zeigen aber, dass es sehr familiär zugegangen sein muss. Ihm habe stets viel daran gelegen, das Weihnachtsfest gemeinsam zu verbringen. Auf ganz kindgerechte Weise hatten beide sogar eine gemeinsame Sprache in ihren Briefen gefunden.

 

Erich Ohser mit Pinseln © Südverlag GmbH, Konstanz, 2000Seine Bildgeschichten machten ihn berühmt: Erich Ohser. Unter dem Namen e.o.plauen veröffentlichte er wöchentlich auf der Romanseite der „Berliner Illustrirten“ zwischen 1943 und 1937 insgesamt einhundertfünfzig seiner lustigen, frechen und manchmal auch politischen Bildgeschichten. Keiner versteht es besser, die Beziehungen zwischen Vater und Sohn so perfekt in Szene zu setzten.

Foto: © Südverlag GmbH, Konstanz, 2000

 

„Er hat sich sehr auf die Welt des Kindes eingelassen“, so Elke Schulze. Sie erinnert sich an ein Familienfoto, das einen Weihnachtsbaum mit Geschenken zeigt. Unter dem geschmückten Baum steht auch ein selbst gestaltetes Holzpferd von Ohser für seinen Sohn. „Tiere als Spielzeug haben bei Christian eine große Rolle gespielt.“ Unheimlich gern seien sie auch immer wieder in den Berliner Zoo gegangen.

 

Die Briefe zu seiner Frau Marigard Bantzer waren nicht immer so harmonisch. Beim Studium haben sich beide kennengelernt und 1930 geheiratet. Es habe auch Zeiten gegeben, wo sie auf großer Distanz lebten. Das Weihnachtsfest 1943 war besonders bitter. Der Krieg trennte die Familie. Ohser war in Berlin und die Mutter mit Christian, der krankheitsbedingt in einem Sanatorium war, in Süddeutschland. Weihnachtsgrüße aus dem zerbombten Berlin erreichten Marigard und Christian. Er bedaure es sehr, dass die Familie nicht gemeinsam feiern kann. Hoffentlich bekommt Christian ein schönes Geschenk, hofft er. Aber eigentlich hat er ganz andere Sorgen. Das Größte wäre für ihn, wenn alle heil aus dem Bombenhagel kommen, schreibt er.

 

Suizid in der Haftzelle

Die Zeit war für Ohser traurig und erschütternd gewesen, beschreibt Schulze. Seine Abneigung gegenüber dem nationalsozialistischen Regime wurde ihm wenig später zum Verhängnis. Am 28. März 1944 wurde Ohser wegen Verrates verhaftet. Am 6. April sollte der Prozess gegen ihn beginnen. Ohser beging vorher in seiner Zelle Suizid. Die Grabstätte befindet sich auf dem Hauptfriedhof in Plauen. Nach dem Künstler ist auch ein Berufsschulzentrum in der Stadt benannt.

 

Immer Ohser. Immer anders.

Die Arbeiten des Künstlers leben weiter – im Erich-Ohser-Haus. Der Galerie-Umzug von der Bahnhofstraße im September 2010 in die Altstadt habe e.o.plauen eine ganz neue Aufmerksamkeit geschenkt, freut sich Elke Schulze. Plauen kann auf das lebendige Museums-Haus stolz sein: „Ich bin über die Entwicklung hoch beglückt. Erich Ohser und Plauen gehören zusammen. Ich bin froh, dass so viele Plauener das Haus entdecken.“ Zwei Ausstellungen werden im Jahr gezeigt. Immer Ohser. Immer anders. Etwa 4000 Besucher werden jeweils gezählt. Immer mehr von ihnen kommen dabei auch aus den alten Bundesländern. Für Plauen sei dies ein sehr gutes Ergebnis, meint die Expertin. In einer weiteren Schau im Frühjahr soll übrigens gezeigt werden, wie wichtig die Städte für Erich Ohser waren, in denen er lebte. „Er war ein Mann der Großstädte.“

 

Besucher-Tipp: Das vielseitige Gesamtkunstwerk von Erich Ohser ist in der Galerie e.o. plauen im Erich-Ohser-Haus zu sehen. Für die Stadt ist es Ehre und Verpflichtung, die Werke des Zeichners in einer halbjährlich wechselnden Dauerausstellung zu zeigen. Zur Seite des Erich-Ohser-Hauses.

 

Großen Anteil an den Geschehnissen in Plauen nimmt auch Enkel Peter Ohser, der in Texas lebt und einmal im Jahr versucht, die Heimatstadt und Region seines bekannten Vorfahrens zu besuchen. Selbst seine beiden Söhne interessieren sich bereits für das Leben und Handeln von Erich Ohser, sagt die Kunsthistorikerin.

 

Der e.o. plauen Förderpreis

Den e.o. plauen Förderpreis, der bereits sechsmal vergeben wurde, erhielt 1997 die gebürtige Ostberlinerin Anke Feuchtenberger, ihr folgte im Jahr 2002 der aus Radeberg bei Dresden stammende Grafikdesigner Volker Schlecht, im Jahr 2005 der Münsteraner Frank Hoppmann und 2007 Jens Harder, geboren in Weißwasser. Im Jahr 2013 bekam den Preis die Illustratorin Renate Wacker aus Neubrandenburg.

 

Der Preis selbst stellt eine stilisierte silberne Zeichenfeder dar und wurde vom Plauener Silberschmied Mathias Heck geschaffen. Außerdem erhält der Preisträger 2.500 Euro. Ein Tag der Ehrerweisung an den bedeutenden Sohn der Vogtlandstadt. Mit der Vergabe des e.o. plauen Preises und des e.o. plauen Förderpreises möchte die Stadt Plauen einerseits Erich Ohser, sein Leben, sein Werk und Wirken ehren und andererseits „e.o. plauen“ als Sohn der Stadt Plauen im Gedächtnis bewahren.

 

Link-Tipp: Mehr über den bekannten Künstler Erich Ohser erfahren Sie auch beim Südverlag Konstanz. In Online-Shops können hier unter anderem Bücher, T-Shirts und Postkarten bestellt werden. Zur Seite des Verlags.

 

Die e.o.plauen-Gesellschaft

Das Hauptanliegen der e.o. plauen-Gesellschaft, die am 2. Oktober 1993 im Plauener Hotel „Alexandra“ gegründet wurde, ist die Vergabe des e.o. plauen Preises sowie des e.o. plauen Förderpreises. Mit diesen beiden Preisen soll das graphische Schaffen in den Genres Karikatur/Cartoon, Pressezeichnung und Buchillustration gefördert werden. Außerdem lädt die Gesellschaft zu wissenschaftlichen Symposien in die Vogtlandstadt ein. Prof. Dr. Willi Daume, ehemaliger Präsident des NOK für Deutschland, Dr. Rolf Magerkord, Oberbürgermeister a.D. der Stadt Plauen sowie Christian H. Ohser, Sohn Erich Ohsers gehörten unter anderem zu den Gründungsmitgliedern der e.o. plauen-Gesellschaft, die ihren Sitz in Plauen hat. Erster Präsident der Gesellschaft war der inzwischen verstorbene Willi Daume, dessen Nachfolge am 29. September 1997 der ehemalige Bundesaußenminister, Prof. Hans-Dietrich Genscher antrat. Gegenwärtiger Präsident ist Dr. Karl Gerhard Schmidt.


 
 
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